Die Fotos dieser Sonderausstellung, kuratiert durch Mitarbeiter des Harzmuseums, gehen auf Walter Looke (1901-1986) zurück, der als Leiter des städtischen Fremdenverkehrsamts und nach Kriegsbeginn als Leiter des Wirtschaftsamts im Dienst der Stadt Wernigerode stand. Er dokumentierte im Auftrag der Stadtverwaltung den Zustand der historischen Innenstadt, auch schon vor 1944. Weil er zum 1.5.1933 in die NSDAP eingetreten war, wurde er nach Kriegsdienst und Rückkehr nach Wernigerode nicht bei der Stadt Wernigerode weiter beschäftigt. Looke gehört zu den wichtigsten fotografischen Dokumentaristen der Stadt und betätigte sich auch als Heimatforscher und Chronist. Sein Nachlass befindet sich heute in der Harzbücherei Wernigerode.
Wernigerode wurde im Zweiten Weltkrieg insgesamt viermal von Bomben getroffen. Am 22. Februar 1944 startete die 8th Air Force einen schweren Luftangriff auf Wernigerode. Die Harzstadt war ein vorbereitetes Sekundärziel in der alliierten Luftoffensive „Big Week“. Konnten die Primärziele nicht angegriffen werden, wurde die Bombenlast über vorbereiteten Sekundärzielen abgeworfen. Primärziele waren Aschersleben, Bernburg und Halberstadt. Neunzehn viermotorige Langstreckenbomber warfen nach der Mittagszeit 52,5 Tonnen Sprengbomben (210 Stück) in nur 2 Minuten auf die Innenstadt, wodurch 126 Häuser zerstört, darunter zahlreiche historische Fachwerkhäuser und über 600 weitere schwer bis leicht beschädigt wurden. Am stärksten betroffen war die Breite Straße mit den angrenzenden Bereichen, darunter auch die Burgstraße, die Johannisstraße oder die Große Schenkstraße. Aber auch im Lustgarten fielen Bomben, beschädigten die Orangerie und das Löwentor (Fotos) und hinterließen eine Kraterlandschaft. Dabei verloren 192 – 250 Menschen - genaue Zahl kann nur geschätzt werden - ihr Leben, davon über 80 % Frauen und Kinder.
Lookes Fotografien dokumentieren das Ausmaß der Zerstörung unserer wunderschönen Stadt und mahnen angesichts der angespannten Lage weltweit zu Besonnenheit. Für Geschichtsinteressierte ist diese sehenswerte Ausstellung noch bis zum 12. Mai 2024 im Museum-Schiefes-Haus, für einen kleinen Beitrag zur Erhaltung, von 2,00 € zu besichtigen.